ECHOS... 32. Saison 2025
Neuguet Konzerte 2025 – 2. Matinee
Wildes und Sehnsüchtiges von Händel bis Rammstein
Ein ruhiger Anfang, war es Bach oder vielleicht Händel? Doch bevor man mit Raten fertig war, wechselte die Tonalität – und romantische, tänzerische aber auch moderne, jazzige Klänge gingen Hand in Hand. «Closer to Paradise» war das Konzert überschrieben, doch die aufgeführten Stücke reichten von paradieser Schönheit bis zu diabolischer Wildheit. Ein wahrer Sturzbach von Virtuosität und Spielfreude stürzte auf das Publikum in den Saal. Vivaldi, Ravel, Schumann und viele andere Urgesteine der Klassik standen Pate zu den Arrangements und sie dürften sich am Spielwitz und Humor der Weiterentwicklungen ihrer Kompositionen gefreut haben.
Das Ensemble Spark überspringt mit seinem extravaganten Musizieren gleich mehrere angeblich in Stein gemeisselte Gesetze der angeblich ernsten Musik. «Spark» setzt sich aus dem Pianisten Christian Fritz, Stefan Balazsovics mit Geige und Viola, mit etwa 40 verschiedenen Blockflöten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki und Yotam Baruch am Cello zusammen. Sie vermischen und erweitern das klassische Konzertprogramm mit Zeitgenössischem und schrecken auch vor Bearbeitungen von knallharten Songs der deutschen Hardrockband Rammstein nicht zurück. Die Idee, den Bogen von Händel aus so weit zu spannen, kam aber vom Star und Solisten des Tages, dem Countertenor Valer Sabadus. Mit einzigartiger Sicherheit führt er seine Stimme durch alle die hohen Lagen seines aussergewöhnlichen Faches. Keine Hürde ist ihm zu hoch und besonders die sehnsuchtsvollen und melancholischen Lieder sang er mit seidenweicher Stimme. Man kann das Fach Countertenor mehr oder weniger mögen, aber wenn es so gesungen ist, muss man es lieben.

Neuguet Konzerte 2025 – Eröffnung
Minimal Music mit maximalem Einsatz
Drei Triosonaten von Wilhelm Friedemann Bach umrahmten das Eröffnungskonzert der 32. Saison der Neuguet Konzerte. Die Veranstalter musizierten mit dem Lautenisten Rafael Arjona und mit Lev Sivkov am Cello. Dazwischen kamen zeitgenössische Werke zur Aufführung, die sich aber wie selbstverständlich in die barocken Klänge einfügten. „Birdseed", also Vogelfutter streuten Brita Ostertag und Philipp Bachofner in den Raum, komponiert von Mike Curtis. Untermalt wurden die Klänge mit einer Diaschau mit Bildern aus dem üppigen Garten. Akelei, Farn, Margeriten, Bär- und Schnittlauch kamen zu Ehren und auch ein Blick in den Gemüsegarten wurde musikalisch untermalt. Auch bei Ross Edwards «Ecstatic dances» für zwei Flöten schienen die Vögel Samen zu picken, besonders wenn die Interpretation ein Frullato verlangte, das heisst ein Flattern der Zunge bei gleichzeitigem Blasen. Die Musik gehört in die Kategorie Minimal Music, verlangt aber maximalen Einsatz. Die programmässige Rückkehr zum Bach-Sohn Wilhelm Friedemann zeigte schreitende Melodien, wie unter schwerer Mittagshitze und wer genau hinhörte, konnte ein Motiv aus Vater Bachs Kunst der Fuge erkennen.
Doch zurück in die musikalische Gegenwart! Aram Chatschaturjans Sonate-Fantasie für Cello Solo führte wieder in ganz andere Klangwelten. Die leer gestrichene tiefste Saite des Instruments machte den Anfang. Tänzerische Elemente wechselten mit rhythmusdominierten Teilen und dabei wurde das Griffbrett bis zum Äussersten ausgereizt. Eine weitere Triosonate von Wilhelm Friedemann Bach war letzter Programmpunkt. Die Zugabe, ein Arrangement aus Smetanas Moldau beendete das Konzert mit visueller Untermalung.