Spielfreude, Schalk und ein Hochseilakt

Fein, sehr zart spielte die erst 17-jährige Leia Zhu die ersten Stücke des Konzerts. Mozarts Adagio aus dem Divertimento in B-Dur touchierte oft die Hörgrenze und auch Beethovens erste Sonate für Violine und Klavier war ganz auf Wohlklang, Eleganz und feines Violinspiel ausgelegt. Ein so bekanntes Stück in diesem Alter aufzuführen ist ein Hochseilakt, weil das Publikum die Stücke von grössten Interpreten gespielt kennt und zum Vergleichen neigt. Doch Leia Zhu schaffte den schwierigen Gang problemlos und mit einem eigenen Ansatz: dem der Schönheit und Poesie.
Nicht weniger schön, und doch ganz anders im zweiten Teil des Konzertmorgens: Sergei Prokofjews Sonate Nr. 2 bot die Möglichkeit zu expressivstem Musizieren. Wild, ungebärdig und doch mit äusserster Präzision spielten die Geigerin und ihr allzeit perfekter Klavierpartner Benjamin Engeli sich durch den Dschungel an Motiven und Klängen. Auch dies ein absturzgefährdeter Gang über unendliche Schwierigkeiten, die sie oft mit einem verschmitzten Strahlen quittierte, wenn sie mit grosser Virtuosität wieder eine besondere Passage gemeistert hatte. Emotionalität ist da von den Interpreten gefragt, offenlegen der Gefühle. Mal tänzerisch und froh, dann wieder düster, die ganze Bandbreite an Gefühlszuständen kam hier zum Ausdruck.
Mit offensichtlicher Freude am Spiel und viel Schalk gestaltete die Geigerin die kurze Hommage Castelnuovo-Tedescos am Mozarts Figaro. Das akrobatisch Mögliche des Violinspiels gipfelt hier in einer durchaus circensischen und äusserst überraschungsreichen Komposition, deren Hürden Leia Zhu mit scheinbar allergrösster Leichtigkeit und Spielfreude übersprang.

Tobias Humm

Mit diesem begeisternden Konzert haben wir die 31. Saison der Neuguet Konzerte abgeschlossen. Nächstes Jahr am 18. Mai 2025 eröffnen wir die 32. Saison und freuen uns schon heute darauf

Wir freuen uns auf Ihren Konzertbesuch.
Ihre KulturSchaffenden
Brita Ostertag und Philipp Bachofner