Rückblick: „Embrace“ mit Äneas Humm und Doriana Tchakarova
Wie hat die 30. Saison der Konzertreihe der Heubühne angefangen?
Mit zwei Flöten im Jubiläumskonzert, dann grenzensprengend mit «No Limits», appetiterzeugend mit einem «Älplerznüni» und auf zwei Flügeln fliegend ging es weiter. Schwungvoll musizierte das «Janoska Ensemble» und Leidenschaft zeigte das «Simply Quartett». Ein Klaviertrio bebilderte den Raum mit ihrem Programm «Imagination».
Wie hat die 30. Saison der Konzerte in der Heubühne aufgehört? So, wie sie angefangen hatte. Anspruchs- und glanzvoll nämlich und mit einem durchaus ernsthaften Ansatz.
Standen am Anfang der Saison zwei Klaviere auf der Bühne, und spielten im Laufe der Saison Musiker aus ganz Europa, so war es zum Schluss nur ein Klavier und dazu der junge in Wädenswil aufgewachsene Bariton, Äneas Humm mit einem Programm, das er so noch nicht öffentlich gesungen hatte. Davon hat er mit Renate Rolfing am Klavier eine mit dem bedeutenden «OPUS KLASSIK» preisgekrönte CD mit dem Titel «Embrace» eingespielt.
Begleitet hat ihn diesmal die bulgarisch stämmige Pianistin, Doriana Tchakarova, mit der er schon öfter aufgetreten war. Neben Liedern von Edvard Grieg, die er schon längere Zeit im Repertoire hat und die er jetzt eine Zeit lang zur Seite legen will, war auch ein Zyklus von Victor Ullmann im Programm. Ullmanns Vater war vor der Geburt schon vom Judentum zum Katholizismus konvertiert und wurde Berufsoffizier. Das schützte den Musikersohn allerdings nicht vor Verfolgung. Er war von 1929 bis 1931 als Komponist am Zürcher Schauspielhaus engagiert und kehrte dann nach Deutschland und später nach Prag zurück. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet. Die Verfolgung hinderte ihn nicht, solange es irgendwie möglich war, zu komponieren. Seine Werke, die im Konzentrationslager entstanden waren, konnten von einem überlebenden Mithäftling gerettet werden. So auch der Zyklus «Der Mensch und sein Tag», den Äneas Humm aus der Überzeugung heraus sang – wie er sagte – dass Ullmann nicht nur ein grossartiger Komponist war, sondern dass es auch in der Verantwortung des Musikbetriebs ist, nicht nur bekannte, sondern immer wieder auch vergessene oder neue Werke aufzuführen.
So hatte das letzte Konzert der Saison mit einem Liederzyklus von Fanny Hensel begonnen und als erste Zugabe sang er die Loreley von Heinrich Heine in einer ergreifenden und selten gesungenen Vertonung von Clara Schumann.
Ihre KulturSchaffenden
Brita Ostertag und Philipp Bachofner