«Musik im Schloss», Eröffnungskonzert 19. Saison

"Vielen Dank – als Debussy- und Ravel-Liebhaber war das ein wunderbares Konzert, gespielt von fantastischen MusikerInnen! Ganz toll!“ J. F., Uerikon

Auftakt mit Flöten und Faunen

Lyrisch, leicht und verträumt könnte man Claude Debussys „Prélude à l’ Après-midi d’un faune“ nennen. Auch in Edward Rushtons Bearbeitung bleibt das Träumerische erhalten und eröffnete die 19. Saison Musik im Schloss schwelgerisch. Zum Schluss des Eröffnungskonzertes wird man sich die Frage stellen, wie es wohl kommt, dass der älteste der drei gespielten Komponisten am modernsten wirkt. Ganz anders kommt nämlich Richard Strauss mit seinem monumentalen Frühwerk, dem Klavierquartett op. 13 daher. Strauss packt die ganz grossen Gefühle aus und rührt mit fast übergrosser Kelle an. Eine Welt von Sturm und Drang öffnet sich einem und reisst die Zuhörer mit in den Strudel von Klangfarben und Emotionen. Unterbrochen nur durch kurze Intervalle. Dies besonders, wenn ein Quartett am Werk ist, das sich so mit Hingabe ins Zeug legt, wie dies die vier Musiker Marina Yakovlewa, Mikhail Yakovlew, Lev Sivkow und Ashot Khachatourian tun. Wie kann man die Klangeindrücke nach den gewaltigen ersten drei Sätzen noch steigern? Man kann jedenfalls. Das Finale ist mit Vivace überschrieben, müsste aber mindestens Vivace moltissimo fortissimo heissen. Da bleibt es schwer, ruhig auf dem Stuhl zu sitzen, die Musik nimmt gefangen, reisst mit. Grossartig. Zum Schluss des Konzerts noch ein Impressionist, wiederum mit einer völlig anderen Musikauffassung. Maurice Ravel widmet dem Komponisten Couperin einen musikalischen Grabstein, der allerdings gar nicht schwer oder tieftraurig daherkommt. Ergänzt, wie schon im ersten Stück des Abends, wurde das Quartett mit den beiden Flöten, gespielt von Brita Ostertag und Philipp Bachofner und dem Kontrabassisten Botond Kostyák. Fünf Tanzsätze entbieten einen Gruss über die Grenzen des Lebens hinaus ohne dabei in Traurigkeit zu verfallen. Man sieht gerne eine belebte und blühende Landschaft vor dem inneren Auge und in der Forlane mit ihren hüpfenden Klängen könnte man Schmetterlinge erblicken oder Heuschrecken. Jedenfalls zaubert Ravels Musik etwas Heiteres und frohes in den Raum, trotz dem Titel des Stücks.

 

Tobias Humm