Ehre sei Bach in der Höhe

Mit den Celli in den Händen und weissen Flügeln am Rücken betreten Alain Schudel und Daniel Schaerer die Bühne, setzten sich hin und fangen an zu spielen. Halleluja von Händel, dann noch einmal Halleluja von Händel und gleich noch einmal. Und das wäre laut dem Plot für die nächsten Jahrtausende der Ewigkeit ihr Schicksal. Sie sind nämlich bei einer cellistischen Akrobatiknummer oder einer akrobatischen Cellonummer von der Zirkuskuppel gestürzt und jetzt im Himmel angekommen. Doch das Leben im Himmel will gelernt sein. Johann Sebastian Bach ist der musikalische Herrscher des Himmels und ohne ihn kann rein gar nichts musiziert werden. Dass sie nun bis in alle Ewigkeit dieses eine Stück spielen sollen, passt ihnen nicht, und so versuchen sie ihrem himmlischen Schicksal zu entkommen. Sie versuchen Musik von anderen Komponisten einzuführen, das Repertoire der himmlischen Klänge etwas in die Neuzeit zu entwickeln und die Diskussionen darüber, was es sein soll, finden meist rein cellistisch statt. Zwischenzeitlich machen sie einen Pakt mit dem Teufel und üben Tartinis Teufelstrillersonate und Paganinis Caprici sollen zur Erheiterung beitragen. Doch es kommt wie es muss: In der Hölle jedenfalls nicht gut. Mit grösster Virtuosität streichen und zupfen sie ihre Instrumente, jagen von Scherz zu Scherz und verpassen keine Möglichkeit noch einen verbalen oder klanglichen Schlenker durch die Musikgeschichte anzuhängen. Sie kehren auf ihre himmlische Wolke zurück und beenden das temporeiche, witzige und im allerbesten Sinn unterhaltsame Programm bei einer wirklich himmlischen Quodlibet zwischen Bachs Präludium der ersten Cellosonate und einem Potpouri von Barock bis Jazz. Der selige Johann Sebastian Bach hätte wohl seine Freude gehabt und die Frotzeleien, die auf sein Konto gegangen waren, gnädig verziehen. 

Tobias Humm