Eine Cellosuite auf hundert Trommeln

 

Ohrenbetäubend können Trommeln gespielt werden, herzzerreissend aber auch. Beweis dafür ist das Hamburger Ensembles Elbtonal Percussion. Eine ganze Bühne voller Schlaginstrumente reizte die Neugier des Publikums schon vor dem Auftritt der vier temperamentvollen Schlagzeuger. Wie heisst diese Trommel, was ist der Unterschied zwischen dem Vibraphon und dem Marimba? Wo kommen die ganz grossen Trommeln her und wie klingen die zahlreichen metallenen Glöcklein, die an Ständern hingen? 

Die Musiker befriedigten die Neugier der Konzertbesuchenden aufs Beste, indem sie das ganze Instrumentarium zum Klingen brachten. Sphärische Klänge wechselten mit Rasselgeräuschen, Wasserfallähnliche mit Don­ner­grol­len. Manche der gespielten  Stücke stammten von zeitgenössischen Komponisten wie Matthias Schmitt und Nebosja Jovan Zvikovic, aber auch Johann Sebastian Bach kam zu Ehren. Die Allemande aus seiner sechsten Cellosuite machte im musikalischen Kleid des Marimbas eine gute Figur und blieb durchaus erkennbar, das folgende Präludium in c-moll enfernte sich von Bachs himmlischen Klängen und führte in ein teuflisches Stampfen und Dröhnen. Auch dies eine spannende Auseinandersetzung mit Bekanntem. Es war sozusagen eine Fuge zwischen Himmel und Erde. Aber warum nicht? Das Spielerische liegt ja im Namen des Präludiums. 

Durchs Programm führte der Perkussionist Andrej Kauffmann mit launigen Einlagen, welche die kurzen Umbaupausen überbrückten. Zum Schluss kam eine Komposition der Japanerin Keiko Abé zur Aufführung. Der Auftakt war ein Paukenschlag und hier zeigte sich zuerst auch das Marimba von dessen rauen Seite. Doch bald kam auch das Lyrische zum Zug um zuletzt sich wieder zu einem herzergreifenden Crescendo zu steigern.

Für den tosenden Applaus bedankten sich die vier Hamburger mit einer Showeinlage. Mit Schürzen und Kochmützen angetan trommelten sie mit Kochkellen auf Blechtellern ein Stück Musik auf den Tisch, das seinesgleichen sucht.

 

Tobias Humm