«Musik im Schloss», Eröffnungskonzert

Wilde und besinnliche Lieder eröffnen die 20. Saison

Calmus Ensemble

Singend betrat das Calmus Ensemble den Rittersaal, begleitet mit einem Tamburin. Doch danach erklangen die Töne nur noch aus ihren Kehlen, selbst als es zwischendurch nach Trompete klang. Eine perfekte Gesangstechnik erlaubt den fünf Musikern ein Repertoire quer durch die Musikgeschichte zu pflegen und die erstaunlichsten Klänge zu erzeugen. Den Abend im Rittersaal bestritten sie mit Volksliedern aus aller Welt, von Litauen über England, Brasilien bis Australien, wo Jack Dougan besungen wurde, den als eine Art selbsternannten Robin Hoods ein schlimmes Schicksal erwartete. Manche Lieder waren fröhlich, andere besinnlich, wieder andere wild, und weitere waren im Text so schlicht, dass die Singstimmen mehr zu einer Art lebendiger Instrumente wurden. Waren im ersten Teil des Konzerts die Liedtexte eher fröhlich und übermütig, so beendete das Calmus Ensemble den Abend mit einer Interpretation des deutschen Abendliedes schlechthin: mit Matthias Claudius’ "Der Mond ist aufgegangen", so berührend und wunderschön vorgetragen, wie es nur durch ein ausgezeichnetes Vokalensemble möglich ist, wurden die Zuhörer, die den Weg in den Rittersaal trotz der grassierenden Pandemie gefunden hatten, in die Vollmondnacht entlassen.

 

Tobias Humm